Ricco Kühn Hörner - technische Details

Schallstücke


Die Schallstücke für Ricco Kühn  Hörner werden fast ausschließlich auf eigenen Formen hergestellt. Verschiedene Schallstückformen und Becherweiten sowie spezielle Fertigungstechnologien ermöglichen sehr individuelle Ansprache- und Klangeigenschaften der einzelnen Hornmodelle.

Bei gleichem Material und gleicher Schallstückweite haben Hörner mit handgehämmerten Schallstücken eine etwas leichtere Ansprache, reagieren sensibler, klingen allerdings im ff etwas heller. Hörner mit gedrücktem Becher haben einen etwas höheren aber angenehmen Widerstand, der Klang ist massiger und im ff stabiler.

Für einige Modelle sind Schallstücke mit eingesetztem Zwickel lieferbar. Diese noch aufwendigere Technologie ermöglicht die Herstellung handgehämmerter Schallstücke mit fast gleicher Wandungsdicke bis zum Rand. So ist es möglich sehr dünnwandig zu bauen und trotzdem klangliche Stabilität im ff zu behalten.

 


Wir verfügen über 4 verschiedene Schallstückweiten, die je nach Modell in unterschiedlichen Wandungsdicken und Ausführungen eigesetzt werden.

Weite  ML(1-3) 

Das komplett neu entwickelte ML Schallstück ist so konstruiert, dass man 3 verschiedene Becherweiten am gleichen Schaft verwenden kann. Damit ist jedes Horn über einen großen Klangbereich einsetzbar.

Im Vergleich mit dem bisherigen ML Schallstück ist der Zuschnitt im Schaft etwas enger und im Becheranschluss etwas geschweifter. Der Klang ist flexibler, jedoch mit allen Bechern trotzdem stabil.

Das neue ML Schallstück verwenden wir für das W 293 seit Ende 2017. Inzwischen werden fast alle professionellen B- Hörner und Doppelhörner damit gebaut. Hier die 3 Becherweiten:

ML1: sehr klare Höhe, klingt schon im piano nach „Horn“, geeignet für Kammermusik    

          und als Diskant- Becher auf dem B/hochF und Tripelhorn

ML2: universeller Becher für alle Modelle, gleichmäßig über alle Lagen,

         etwas mehr Widerstand als ML3, empfohlen für W 273 / 283

ML3: sehr schöne tiefe Lage, leichte Ansprache, klingt im p und mf runder und ab  

         forte knackig zentriert, empfohlener Becher für das Modell W 293

                 

Weite ML (X)

Die Weite ML wurde für die meisten Ricco Kühn Hörner bis 2018 verwendet. Es in puncto Ansprache, Spielgefühl, Zentrierung und klangliche Tragfähigkeit im Raum eine wirklich gelungene Konstruktion.

 

Weite L           

originale Schallstückform der Reißmann/ Börner- Modelle

Im Design entspricht diese Form einer weit gebaute Wiener Form oder den späteren böhmischen Modellen. Im Gegensatz zu amerikanischen L- Schallstücken ist der Schaft sehr weit, der Becher jedoch schlanker gebaut.

Der Klang ist fantastisch in der tiefen Lage und Mittellage. In der obere Lage ist die Ansprache auch sehr leicht, der Ton zentriert, die Intonation reagiert jedoch sensibler auf die Handhaltung.

Aktuell wird die Weite L nur in das W 293-L Modell „Reißmann“ eingebaut.

 

Weite M          

Das etwas engere M- Schallstück wird aktuell nur noch für die Kinderhornmodelle verwendet

Kränze 

Bei einigen Hornmodellen kann es durchaus sinnvoll sein, Becher mit Kranz zu probieren. Im Unterschied zu Trompeten ist die Wirkung eines Kranzes am Hornbecher nicht so eindeutig zu beschreiben. Ein Kranz beeinflusst sowohl die Masse als auch das Schwingungsverhalten des Bechers, das bedeutet, Ansprache wie auch Klang.

Bei dünnen, handgehämmerten Bechern, die im ff zu schnell schreien können, ist ein Kranz sinnvoll. Möchte man bei Standard- Bechern den Klang noch etwas kräftiger und zentrierter, könnte man auch einen Standard- Becher mit Kranz probieren.

 

Grundsätzlich sollte der Becher jedoch zum Horn passen. Meist erreicht man ähnliche Effekte auch mit unterschiedlichen Becher ohne Kranz.

Ventile


Alle Ricco Kühn  Modelle werden mit Ventilsätzen der Firma Meinlschmidt gebaut. In jahrelanger Zusammenarbeit konnten die für jedes Modell genau abgestimmten Maschinen optimiert werden.

Speziell die Maschinen für unsere „Custom“- Modelle sind teilweise sehr aufwändig konstruiert.

Zahlreiche Innovationen die kleinen leichten Umschaltventile mit vollem Rohrquerschnitt, spezielle Luftgänge für die Tripelhornventile, leichte und trotzdem sehr stabile Mechaniken und nicht zuletzt die Schmierrille, sind Ergebnis dieses intensiven Kontaktes.

Für einige Hornmodelle verwenden wir immer noch Schnurmechaniken. Obwohl moderne Doppelminibal- Mechaniken sehr genau und spielfrei arbeiten, spricht immer noch Einiges für Schurmechanik. 


Schnurmechanik:         

Vorteile: gleichmäßiger Druck über den gesamten Weg; keine mechanischen

Geräusche wenn Schnur fest ist; Drückerhöhe einfach einstellbar

 

Nachteile: Schnüre benötigen etwas mehr Aufmerksamkeit; man sollte die Schnüre in gewissen Abständen erneuern ( mind. 1x jährlich, aber spätestens wenn Verschleiß sichtbar wird; bei lockeren Schnüren indirekter Druck; Schnurschubstangen benötigen etwas mehr Platz im Horn

 

Kugelgelenkmechanik ( Minibal):

Vorteile: mechanisch sehr robust; kaum Verschleiß; mit dem richtigen Öl keine mechanischen Geräusche; man benötigt weniger Platz im Horn

Nachteile: Druck ist etwas härter aber sehr direkt; Drückerhöhe ist durch die Länge der Schubstangen festgelegt; benötigen etwas Öl

Ventilzüge

Die Rohrverlängerungen an den Ventilen sind wie im Hornbau üblich, etwas kürzer gebaut.

Abhängig von der Position der Hand im Schallstück und individuellen Gewohnheiten gibt es keine absolut richtige Länge der Ventilzüge.

Als Richtmaß für die Züge können folgende Werte gelten (443Hz bei 20°):

 

Hauptstimmzüge für B- und F- Horn      ca. 1,0 cm Auszug

Stimmzüge hoch F/ hoch Es Horn          ca. 0,5 cm

Zusatzstimmzüge B/F Horn                   ca. 0,5 cm

 

Ventilzüge B- Horn                               ca. 0,5 cm

Ventilzüge F- Horn                                ca. 1,0 cm

 

Ventilzüge hoch F Horn                         ca. 3mm

Mundrohre


Während der vergangenen Jahre wurden bei Ricco Kühn  viele verschiedene Mundrohre entwickelt.

Aktuell werden 3 Mundrohrweiten in verschiedenen Materialien und Wandungsdicken für alle Hornmodelle verwendet

Anders als bei den Trompeten ist es jedoch nur wenig sinnvoll, bei ausgereiften Modellen mit unterschiedlichen Mundrohren zu probieren. Das Mundrohr gehört beim Horn viel mehr zum Instrument als zum Mundstück. Dennoch ist es möglich, individuelle Vorstellungen zu verwirklichen.

 

Die Mundstücke sollten zwischen 17 und 21mm in die Mundstückaufnahme passen, 19mm ist das theoretische Maß. Individuelle Mundstückaufnahmen sind im Einzelfall möglich.